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06/2009 Poesie der Logik

Der konkrete Konzeptkünstler Harald Plochberger, der secessionistische Bildhauer Walter Angerer-Niketa und der deutsche Jazzmusiker Benedikt Jahnel machen abstraktes Denken sichtbar, spürbar, hörbar.

Impressionen zur Ausstellung >

Mathematik ist eine konzeptive Ausdrucksform konstruktiv abstrakten Denkens. Der Schritt mathematische Überlegungen in kreative Interpretationen, in Konzeptkunst zu übertragen, erscheint nur allzu logisch. Die Niederschrift der Gedanken ist an sich schon so ein ständiger konzeptioneller Prozess. Das Komponieren, das Konstruieren von Musik im Prinzip auch. Schließlich wurden vom Menschen einzelne Töne genau definiert, Melodien mittels Noten archivierbar und exakt abrufbar gemacht. Und manch einen bildenden Künstler beflügeln mathematische Prinzipien, Formeln zu faszinierend ausdrucksstarken Werken. Andererseits ist die Geometrie bereits die räumliche Komponente der Mathematik, die in ihrer radikalen Reduktion emotional in die Konkrete Kunst mündet.


Benedikt Jahnel vereint in sich seine Berufungen Musik und Mathematik. Seine Musik basiert automatisch auf strukturierten Mustern. Sie sind ihm Keimzellen einer virtuosen Klarheit, die er anlässlich der Installation mit Harald Plochberger und Walter Angerer in neue grenzgängerische Sphären hebt.

Harald Plochberger begeistert sich in seiner interdisziplinären Concept Art für die Wurzel der abstrakten Symbolik der Kommunikation: etwa für das Alphabet. Die daraus entstandenen, ausgesuchten griechischen Textpassagen zerlegt er bzw. konvertiert er wiederum in geometrische Codes. Universalcodes bedeuten ihm jene Symbole, die unsere Zeit beherrschen.

Und Walter Angerer-Niketa reduziert Urgestein auf symmetrisch kubische Formen, indem er etwa dem spröden, starren Material eine unerwartete Dynamik mittels präziser diagonaler, waagrechter wie senkrechter Kanten und Flächen aufzwingt. Angerer-Niketa treibt dabei seinen dreidimensionalen Minimalismus in ein kaum zu unterbietendes Ausmaß.

> Werke Walter Angerer-Niketa
> Werke Harald Plochberger

Die Künstler über "Poesie der Logik"
> Walter Angerer-Niketa
> Harald Plochberger
> Benedikt Jahnel

Pressestimmen zu "Poesie der Logik"

Wiener Zeitung: Ewig währt am längsten

Das Weltall besteht natürlich nicht aus Sternen, sondern aus Zahlen. Das Leben setzt sich ja auch aus lauter Rechnungen zusammen, oder? (Miete, Strom, Zahnarzt ...) Und wenn eine Ausstellung "Poesie der Logik" heißt, dann kann etwas, das aussieht wie ein Sternenhimmel, in Wahrheit das Verteilungsmuster der Primzahlen im Kosmos der ganzen Zahlen sein. (Da kann ich den Großen Wagen ja lange suchen!) Doch wem gebührt nun das Lob für dieses 16-m2-Bild? Der Mathematik? Und ist Harald Plochberger ihr Assistent? (Der ist in einem "Primjahr" geboren. Weil 1949 nur durch eins und 1949 teilbar ist.) Äh, hat nicht der Mathematiker Stanislaw Ulam besagtes Primzahlenmuster entdeckt?

Walter Angerer-Niketa muss sich den Beifall aber mit keinem teilen. Seine makellosen Skulpturen sind das Nonplusultra der kalkulierten Sinnlichkeit. (Ist das eine Addition? Non + ultra = fünf Sterndln?) Wie ausgeklügelt konstruiert die streng-abstrakten Objekte sind, kann man freilich erst ermessen, wenn man versucht, ihr Volumen auszurechnen. Gewidmet sind sie den ägyptischen Göttern. Und den Pharaonen, die der Geometrie ja so zugetan waren, dass sie zwanghaft Pyramiden gebaut haben. Benedikt Jahnels Klanginstallation, wo einem die Töne einzeln ins Ohr fallen (im Gänsemarsch), passt perfekt dazu. Pi (hinterm Komma beginnt das Unendliche) in Noten übersetzt. Man hört quasi die ersten 30 Minuten von der Ewigkeit...

Claudia Aigner, 25. 08. 09

Der Standard:

In der aktuellen Ausstellung "Poesie der Logik" sind es der Jazzpianist Benedikt Jahnel, Konzeptkünstler Harald Plochberger und Bildhauer Walter Angerer-Niketa, die Logik und Geometrie reduzierte, aber dennoch poetische Kunstwerke abgewinnen. Während Jahnel 40.000 Nachkommastellen der unendlichen Zahl Pi in Noten umwandelt, visualisiert Plochberger die Ulam'sche Primspirale und isoliert ästhetische Strukturen der ebenfalls unendlichen Zahlenreihe. Die Konzeption und Konstruktion von Angerer-Niketas Holz- und Steinskulpturen ist von zeitloser Schönheit und Eleganz. Ein wunderbares Zusammenspiel...

Katrin Feßler, 14. 08. 09

Der Falter: Ein harmonisches Ensemble

Synästhtesie lautet das Credo des im Frühjahr eröffneten KunstRaums in der Westbahnstraße. Der Konzeptkünstler Harald Plochberger, der Bildhauer und Maler Walter Angerer-Niketa und der Jazzmusiker Benedikt Jahnel führen die als "Poesie der Logik" begonnene Ausstellungsreihe nun fort. Mathematik, Symmetrie, Schichtung und Wiederholung weist Jahnel als wesentliche Eckpfeiler seiner musikalischen Kompositionen aus. Merkmale wie diese prägen Plochbergers in transluzides Acrylglas gefasste Text- und Bildstrukturen ebenso wie die am Minimalismus orientierten Malereien Angerer-Niketas, dessen geometrischen und glatt geschliffenen Marmorskulpturen zudem etwas Erhabenes anhaftet.

Manisha Jothady, 05. 08. 09 (Falter-Ausgabe 32/09)