English (United Kingdom)
 

Hintergrund steht im Vordergrund

„Die Malerei ist ein langsames Medium“, so Helmut Swoboda. Der Künstler fordert den Betrachter auf, sich ganz auf die Bilder einzulassen. Seine Ausstellung „Das Große hinter dem Sichtbaren“ ist bis 13. Jänner in der ZS art Galerie zu sehen.

„Besucher sollten sich Zeit nehmen, die stillen, monumentalen Arbeiten bewusst zu betrachten, sich einzubringen, einzutauchen in das Größere hinter dem Sichtbaren’“, so Helmut Swoboda gegenüber wien.ORF.at. Die Arbeiten des niederösterreichischen Künstlers wirken auf den ersten Blick absolut abstrakt. Erst durch den Titel wird das Gegenständliche sichtbar.

Swoboda hält nicht viel von Illustrieren und Abbilden im „Postkarten-Stil“. In seiner neuen Ausstellung „Das Große hinter dem Sichtbaren“ zeigt Swoboda keine abgemalte Wirklichkeit, sondern die gemalte Wirklichkeit, eine Brücke in der Wahrnehmung zwischen realer Welt und Vorstellungswelt.

Dachstein und Gosausee als Motive

Die Ereignisse, Phänomene, Veränderungen und Bewegungen im Naturraum sind unerschöpfliche Inspirationsquellen für Swoboda. „Ich gehe vom Realen aus, meinen Eindrücken, die ich im Naturraum wahrnehme. Dann abstrahiere und verdichte ich diese im Zuge eines vielschichtigen Malprozesses und übertrage meine Wahrnehmungen auf die Leinwand“, so Swoboda.

Eines seiner Lieblingsmotive ist der Gosausee zu Füßen des Dachsteinmassivs. Swoboda: „Ich versuche eines der bekanntesten Motive Oberösterreichs, das vor allem auch touristisch stark geprägt wurde, immer wieder neu zu interpretieren, zu ent- und verschlüsseln.“

In Swobodas Bilder fließen Felsen, Wasser, Wald, Wolken ineinander und ermöglichen den Betrachtern sowohl das zugrunde liegende gegenständliche Vorbild nach zu empfinden als auch die totale Abstraktion darin zu genießen. Helmut Swoboda versteht es, den spannenden Zustand genau an der Grenze zwischen diesen beiden Welten festzumachen.

Entstehung eines Kunstwerkes

Swobodas Bilder entwickeln sich aus der Malerei. Im Zuge seines vielschichtigen Arbeitsprozesses wird Farbe auf die am Boden liegende Leinwand geschüttet, gestrichen, wieder abgezogen und weggewischt.

Helmut Swoboda, der die Meisterklasse von Wolfgang Hollegha an der Akademie der bildenden Künste in Wien besuchte, macht sich die Eigenschaften des Materials zunutze, dessen Struktur die Arbeit mitbestimmt. Seiner speziellen Arbeitsweise liegt eine Philosophie zugrunde. „Es geht primär darum, bewusst zu sehen, um das Wahrgenommene im Malprozess gleichsam neu zu entdecken. Dazu braucht es natürlich auch handwerkliches Können und die gezielte Auswahl der verwendeten Materialien, die letztlich das Bild mitbestimmen.“

Publiziert am 10.11.2011 http://wien.orf.at/radio/stories/2508600/


Artikel zur Ausstellung "Naturverbunden" von Claudia Aigner,
Wiener Zeitung, 26. Februar 2014

Eichen musst du ausweichen

(cai) Zwei, die die Schönheit der Natur halt noch zu schätzenwissen. Der eine starrt ihr auf denBusen (auf den Dachstein – oder was meint man sonst mit „Busender Natur“?), der andre klaubt das Holz vor ihrer Hütte auf. (Quasi. Aber vor ihrer Hütte im Kamptal.) Und beide spielen sie dermaßen gut zusammen (der Helmut Swoboda mit seinen sinnlich diffusen Gebirgsimpressionen und naturgewaltig gemalten Wasserspielen und der Stefan Sakic mit seinen kreatürlichen Holzobjekten), dass sich die Arbeiten auch noch gegenseitig intensivieren. Sakics begehbares Wäldchen (aus 24 blutjungen Eichenstämmen)macht aus der ZS Art Galerie eine Mensch-Baum-Begegnungszone. (Die Bäume weichen allerdingsnicht aus.) Ich weiß zwar nicht, ob Sakic einen ganzen Wald absägen könnte, ob er also schnarcht, aber der Wald, von dem er diese Stämme hat, ist von selber umgefallen. Sein Opus „Schwerelos“ hätte ich „Kolik“ genannt. Das ist eindeutig ein Darm, der sich vor Schmerzen krümmt. Den ein unverdaulicher Ballaststoff (ein Sandstein) drückt. Dieser extreme Leidensrealismus erinnert ja fast an einen gekreuzigten Christus von Grünewald. Die mehrteiligen Arbeiten aus Fundholz sind noch beeindruckender. Waghalsige Balanceakte (ohne Netz), mit einer einzigen Schraube an der Wand fixiert. Und der Helmut Swoboda? Der Kavalier genießt und malt. Das Wetter in der Luft, oder er reduziert einen Bach auf die pure Wasserkraft. Trotz Nebelsuppe kann man mit diesen unglaublich tiefen Bildern vom siebenten Bezirk in Wien bis ins Salzkammergut sehen.
ZS Art Galerie (Westbahnstraße 27 – 29) „Naturverbunden“ Bis 27. März, Mo. – Fr.: 11 – 19 Uhr
*****