Die Motivation, aus bereits verwendeten Materialen, aus Fundstücken, ein neues Produkt zu schaffen, ist im offensichtlich angeborenen Müllvermeidungsinstinkt der Künstlerin zu suchen.
Für Irene Wölfl war es seit jeher spannend, ausgediente, scheinbar wertlose Abfallprodukte als Rohmaterial zu nützen, alten ausrangierten Dingen neue Formen und Funktionen zu geben. Neben der Faszination aus Altem Neues zu kreieren, birgt die Liebe zu Recyclingmaterialien und -produkten eine unverblümte Gesellschaftskritik.
Irene Wölfl will in der inzwischen selbstverständlich gewordene Wegwerf-Gesellschaft der westlichen Welt aufzeigen, dass viele alltägliche Dinge mehr als nur „ein“ Leben haben können. Ob Bilder auf Keilrahmen gespannt oder Design für den täglichen Gebrauch, dem Geflecht gilt alle Künstlerische Obacht, gilt das anspruchsvolle Feingefühl für Farbkombinationen und Formen, die uns allgegenwärtige Fundstücke in Fülle bieten.
Für die Serie "Poesie der kleinen Dinge" collagiert sie Verlorengegangenes, Zurückgelassenes, Weggeworfenes - wie Notizen, alte Fotos, Briefe, Ansichtskarten, Tapetenreste uvm. Irene Wölfl begegnet diesen Schätzen mit feierlichem Respekt. Bewahren diese doch, wenn auch nur in Bruchstücken, durchwegs bewegende Schicksale, erzählen von Dramen, Romanzen, Träumen und Sehnsüchten. Irene Wölfl gestaltet dieses Kleinode zu neuen, geheimnisvollen Geschichten. Und es sind immer nur kleine Ausschnitte, Kostproben von Lebensepisoden, die sie auf liebevoll diskrete Weise anspricht, aber nie preis gibt. Gleichsam als Anregung für eigene Reisen im Kopf, in das Gute einer vergangenen Zeit.